1. Tag Flammersbach – Weimar 286 km
27.06.2009
Diesmal haben wir uns vorgenommen die Ostsee einmal zu umrunden. Insgesamt 4 Leute sind wir, 2 x Yamaha GTS 1000 und 2 x Kawasaki GPZ 1100. alle Bikes sind entweder kurz vor den 100.000 km oder kurz drüber. Gedanken um die Haltbarkeit machen wir uns keine. So zuverlässig wie die Bikes uns die letzten 100.000 km gedient haben so zuverlässig werden sie uns auch wohl rund um die Ostsee tragen.
Unsere niederländischer Freund Chris ist schon einen Tag vorher angereist und wir starten gemeinsam von Flammersbach in Richtung Osten zu unserem Kumpel Carsten in Weimar. Am 27.06.09 morgens um 10.00 Uhr gehts ab in Richtung Weimar. Von links nach rechts, Volkmar – Kawasaki GPZ 1100, Chris – Yamaha GTS 1000 und meine Wenigkeit – Yamaha GTS 1000. Carsten fehlt noch, den holen wir in Weimar ab.
Kurze Rast auf dem Weg zu Carsten, irgendwo unterwegs. Die Tour fing schon am ersten Tag „lustig“ an. Zu regnen begann es schon bei Alsfeld und beim Versuch meine Hose unten am Beinabschluß mit dem Reisverschluß zu schließen, gab dieser den Geist auf. Na ja irgendwie wirds schon gehen. Bei einer Rast in Herleshausen klappert es an meiner GTS verdächtig. Befestigungsschraube vom Schutzblech verloren. Aber wofür haben wir Kabelbinder dabei und Carsten wird wohl eine Schraube M8 haben.
Nach Eintreffen bei Carsten wurden erstmal auf die Schnelle ein paar Durstlöscher in Form von Hopfenkaltschale runtergespült. Anschließend noch mittels einer Schraube M8 und Loctite mein Schutzblech wieder fixiert und dann wurde sich erstmal umgezogen.
Der Besuch des ehemaligen KZ-Buchenwald das nur wenige Kilometer außerhalb von Weimar liegt war natürlich Pflicht. Diesen Wahnsinn des Grauens muß man sich leider anschauen um zu verstehen das soetwas niemals mehr vom deutschen Volk und Boden ausgehen darf! Dabei war Buchenwald nur ein Lager für politische Häftlinge und kein Vernichtungslager wie z.B. Ausschwitz oder Treblinka. Was Menschen Menschen antun können wenn sie blind und gefolgsam hinter irgendeinem Führer herrennen ohne ihr eigenes von Gott gegebens Girn einzuschalten, kann man hier nachvollziehen.
Das Krematorium! Die Verbrennungsöfen!
Der Zeziertisch! Der Leichenkeller!
Im Leichenkeller wurden die Häftlinge von 2 anderen Häftlingen hochgehoben und mit den Schlingen um ihren Hals in die Hacken eingehängt. Dort blieben sie bis zu einer halben Stunde hängen, während die nächsten schon wieder daneben gehängt wurden. Ihnen wurde nicht durch den Strangknoten das Genick gebrochen sondern sie erstickten langsam und qualvoll.
Der Schinderkarren, ganz aus Eisen gefertigt mit schweren aus Guß gegossenen Rädern, diente zur Bestrafung. Häftlinge mußten mit diesem Karren schwere Steine aus dem Steinbruch ziehen. Ebenso diente der Baum zur Bestrafung, hier wurden die Häftlinge mit nach hinten gebogenen Armen aufgehängt und stundenlang in der prallen Sonne hängen lassen.Gedenktafeln
Eine der letzten erhaltenen orginalen Holzbaracken
die zur Häftlingsunterkunft dienten. Blick auf das weitläufige Gelände
Das Eingangstor, welch ein Spott und Hohn der hier schon über die Häftlinge ausgeschüttet wurde.
Abends dann gemütliches Beisammensein bei Carsten zu Hause. Das Internet wurde gequält und die ersten Berichte in unserem Ostseefahrerthread auf der GPZ-Seite gepostet. Morgen geht es dann über die Bahn Richtung Stettin.
2. Tag Weimar – Stettin 471 km
28.06.2009
Morgens um 9.30 Start in Weimar, nach 172 km erste Rast auf dem Rastplatz Wörlitz, war auch nötig, da am Anfang der Tour der Allerwerteste noch keine Hornhaut gebildet hat und noch etwas weh tut.
100 km weiter der nächste Stopp an einer Tankstelle auf dem Berliner Ring. Nur eine Tankstelle weiter haben wir dann einen Kumpel von Volkmar getroffen mit dem wir uns verabredet hatten. Nach einigen Benzingesprächen ging es dann weiter in Richtung Stettin polnische Grenze.
Den Campingplatz hatten wir uns schon ausgesucht. Kurz nach der Einreise in Polen haben wir erstmal einen weiteren Stop eingelegt um auch selbst mal etwas Flüssigkeit nachzutanken. Auf dem Zeltplatz angekommen, der recht günstig war, wurden die Zelte ausgepackt und welch ein Scheiß, ich hab das falsche Zelt das schon leicht lediert war, eingepackt. Diese Tour steht für mich anscheinend nicht unter einem guten Stern. Erst der Reisverschluß der Hose, dann das Schutzblech, die dauernd immer wieder aufleuchtende Warnlampe des ABS, hatte ich noch garnicht erwähnt (Fehler gottseidank gefunden und beseitigt) und jetzt auch noch das halb kaputte Zelt. Was kommt noch alles? Schaff ich überhaupt die kpl. Ostseerunde?
Unter dem großen Zelt haben wir unser „Abend- und Morgenmenue“ eingenommen.Die Mücken waren auch schon da und haben sich gesagt: „Oh die Hesse komme und haben noch einen Niederländer und einen Thüringer im Schlepptau“ wir brauchen Verstärkung, und so wurde auf allen möglichen Flächen gepoppt (von den Mücken natürlich).
Blick auf den Stettiner See direkt hinter unserem Campingplatz. Da die Kneipe auf dem Campingplatz bereits um 20.00 Uhr geschlossen hatte (wahrscheinlich wegen Reichtum) mußten wir 300m weiter außerhalb des Campgrounds eine Kneipe suchen. In einem Hinterhof haben wir sie dann auch gefunden. Wir waren die einzigsten Gäste, aber immerhin kostete der halbe Liter Bier nur 0,60 €.
Ausblick aus der Kneipe auf den Stettiner See.Blick auf die Bar mit der einsamen Bedienung.
3. Tag Stettin – Danzig, 343 km
29.06.2009
Nachdem wir gut gefrühstückt hatten und unsere Zelte wieder auf den Bikes verzurrt hatten ging es weiter in Richtung Osten unser nächstes Etappenziel sollte Danzig (Gdansk) sein.
Schon enorm was sich da so alles an totem Getier auf Volkmars Helm angesammelt hat. Und so sollte das auch in den nächsten Tagen weitergehen.Mittlerweile wurde es so warm das ich unterwegs die Kombijacke kpl. geöffnet habe und nur durch einen Knopf der Kutte das ganze zusammen gehalten wurde. Wirkliche Kühlung brachte das allerdings nicht, da die Lufttemperatur über der Körpertemperatur lag. Außer Verdunstungskälte und einen Haufen der toten Flugmaschinen nicht nur auf meinem Helm sondern auch in meiner Brustbehaarung.
Nach einem Stopp an einer Tankstelle und dem nötigen Flüssigkeitsnachschub mußten wir feststellen das der polnische Teer auch nicht besonders wiederstandsfähig ist. Irgendwie hatten wir das Gefühl das sich unsere Bikes so langsam immer mehr zur Seite neigten, ob die wohl müde waren und Schlafen gehen wollten. Nein sie sanken langsam aber sicher in den Teer ein.Allerdings die Erfahrung mit polnischen Autofahrern ist schon recht abenteuerlich und lebensgefährlich. Da wird überholt auf Mord und Kaputt, ohne Rücksicht auf das Eigene und das Leben von anderen Menschen. Teilweise drei Autos nebeneinander und der Gegenverkehr überholt auch noch – Wahnsinn.Unterwegs immer wieder Gebäude die verfallen, teilweise alt, teilweise aber auch neu gebaut und aufgehört und dann dem Verfall preis gegeben.Nachdem wir dann den Campingplatz, mitten in Danzig (Gdansk) erreicht hatten wurden die Zelte aufgebaut und eingerichtet. Allerdings dieser Campground war nicht so schön wie in Stettin. Zwar direkt an der Ostsee gelegen, aber trotzdem.Volkmar hatte schon die letzte Nacht eine harte Nacht hinter sich, denn seine mit eingebauter Pumpe versehene Luftmatraze hat auch genausoschnell die Luft wieder in die Freiheit entlassen. Reparaturversuch von Chris und Volkmar, allerdings vergebens.Nach dem wir unser zünftiges Abendessen (10 min Tütennudeln von Feinkostalbrecht) verköstigt hatten, ging es zum gemütlichen Teil über. Ein paar Bierchen, übrigens das polnische Bier schmeckt gar nicht schlecht und ist saugünstig. Volkmar bereitet schon die nächste Tagesetappe auf dem PDA vor.Dies alles geschah unter ständiger Beobachtung der polnischen Luftabwehr. Gottseidank hat die Luftabwehr festgestellt das wir nicht zur Eroberung des Ostens angetreten sind und hat die Stinkbomben im Bauch behalten.
Strand der Ostsee in Danzig. Hafen von Danzig in der späten Abenddämmerung.