4. Tag Danzig – Gizycko, 303 km
30.06.2009
Am Anfang sind wir polnische Bundesstraße gefahren, ein einziges Elend, LKW an LKW von West nach Ost und umgekehrt. Nachdem wir die Schnauze davon gestrichen voll hatten ist Volkmar der an diesem Tag der Tourguide war von der Bundesstraße abgebogen und über Nebenstraßen dann weiter. Auch auf die Gefahr hin das die Wege schlechter wurden. Schöne Alleen wurden uns geboten, zwar nicht so gut vom Belag her aber gut fahrbar.Was uns da geboten wurde hätten wir auf der Bundesstraße so nie zu Gesicht bekommen. Störche in Massen da müssen sich bei uns die Stare und Raben schämen. Auf jedem 2. Strommast und auf jedem 2. Haus ein Storchennest, esetzt mit 3 – 4 Jungtieren.
Rast in einem kleinen Dorf im Schatten einer Kirche mit umliegendem Friedhof, irgendwo in den Masuren bei 36 Grad.
Hier kann man noch die deutsche Vergangenheit aus der Zeit des ehemaligen Ostpreußen sehen. Kreuze mit deutscher Inschrift aus dem 18 – 19. Jahrhundert überall auf dem Friedhof.
Fahrt durch die Kornkammer Polens, auf einer Straße die ausgesehen hat, als wäre dort eine Herde von Kühen drüber getrieben worden die Teer geschissen hätten. Höchstgeschwindigkeit 20 km/h und das über eine Strecke von 12 km.Entspannung der verkrampften Muskeln nach dem 12km Ritt auf der Kuhschissstraße!
Auf dem Weg zur Wolfsschanze , ehemals Führerhauptquartier, wo leider der Anschlag von Graf Stauffenberg auf Hitler gescheitert ist.
Die ganze Zeit über stand links von uns eine schwarze Wolkenwand am Himmel und es war unheimlich schwül.Ankunft an der Wolfsschanze. Wir wurden von den Polen dort sehr freundlich empfangen und man teilte uns mit wir könnten die Helme und Jacken im Kassenhäuschen lassen. In Polen????? Also volles Risiko, den wir waren froh unsere Motorradklamotten mal nicht am Körper zu tragen, denn es war unheimlich schwül und der Rundweg betrug 18km. Ich denke die nächsten Bilder sprechen für sich. Der in Beton gegossene Wahnsinn. Bunker mit einer Betondecke von ca. 10m Stärke und mehr. Stahl von einer Güte wie man ihn heute in Autobahnbrücken vergeblich sucht. Nach 60 Jahren an der Luft kaum Rostansätze. Die Bunker waren so massiv gebaut, das die Russen nicht genügend Sprengstoff auftreiben konnten um sie zu zerstören. Wenn eines das tausendjährige Reich überdauern sollte dann ist das dieser in Beton gegossene Wahnsinn. Soviel zu dem Wahnsinn, ich denke es reicht. Gottseidank haben wir diese Zeit hinter uns und ich hoffe das wir sowas nie wieder errleben müßen.
Ankunft in Gizycko, wo kurz vorher ein Unwetter niedergegangen war, die schwarze Wolkenwand die uns die ganze Zeit linker Hand begleitet hatte war der Verursache. Alles war überschwemmt, überall war die Feuerwehr und hat die Keller ausgepumpt. Und wir waren trocken geblieben – erstaunlich.Abends dann noch in der Strandbar ein Bierchen in netter Gesellschaft, zwei Mädels, die mit ihren Fahrrädern in Richtung Deutschland unterwegs waren. Sie haten schon in den Jahren zuvor längere Fahrradtouren unternommen.
5. Tag Gizycko – Vilnius, 320 km
01.07.2009
Chris beim Frühstück und auf der Jagd nach stechender
und fliegender Fleischbeilage (Moskitos).
Stopp an einem kleinen See, ein bißchen die Knochen entwirren und Flüssigkeit nachtanken. Für Carsten und mich eine willkommene Zigarettenpause.
Volkmar hatte mal wieder Probleme mit seinem Visier, er hatte das Gefühl das das Pinlockvisier beschlagen war. Also abmontieren und reinigen. Dabei machte es pling und der Pinlock hüpfte davon. Trotz halbstündiger Suche blieb er verschwunden. Also Löcher mit Klebeband zukleben und weiterfahren.Immer geradeaus Richtung Litauen, die Straße war gut aber stinklangweilig. Irgendwie fehlten uns doch so langsam ein paar Kurven, aber das sollte noch dauern.
Einreise von Polen nach Litauen, keine Grenzposten, kaum Verkehr.Chris und ich von Volkmar fotografiert, bei einer Stopp an einer Baustelle. Halt in der ersten größeren Stadt in Litauen, auf der einen Seite der Straße alte gestrichene Holzhäuser –auf der anderen Seite moderne Plattenbausiedlungen. Hier kommt eine ältere Frau mit Hund auf uns zu spricht uns in russisch, polnisch, deutsch an, wir verstehen kein Wort, aber aus ihrer freundlichen Gestik und Mimik können wir lesen, das sie sich freut das Menschen aus Deutschland mit Motorrädern ihre Stadt besuchen. Auf unserem Weg nach Vilnius,hatten wir uns mit Dietmar, einem Freund von Volkmar verabredet der nach Litauen geheiratet hat. Er holte uns mit seiner Frau Alvida in Trakai ab und führte uns nach Vilnius rein.Vilnius die Hauptstadt von Litauen eine wunderschöne Stadt, viele Gebäude sind restauriert und sehen so aus als wären sie frisch gebaut. Freundliche und nette Menschen, die offen auf uns zu gekommen sind, auskunftsbereit waren und sich nicht scheuten mit uns zu reden. Ich bin begeistert von den Menschen und von der Stadt Vilnius. Eine der wenigen Städte die mir gefallen. Abends dann bei Alvida und Dietmar wo wir für die Nacht untergekommen sind. Alvida servierte selbstgemachtes Knoblauchbrot und Käse als Snack schmeckte hervorragend. Als Abendessen gab es dann kalte Milchsuppe mit Kartoffeln und Gemüse. Hat ganz hervorragend geschmeckt. Der Abend ist dann bei ein paar Bierchen, Erzählereien und Internetschreiberei fürs Forum rumgegangen.
Vielen Dank nochmal an Alvida und Dietmar für die herzliche Aufnahme.
6. Tag Vilnius – Klaipeda (ehem. Memel), 367 km
02.07.2009
Fünf Bikes in einer Garage und das war verdammt eng, wie man sieht, aber zumindest sicher hinter einer starken Stahltür und bei einer Securityfirma.Kurz vor dem Aufbruch nach KLaipeda (ehemals Memel) und es war schon wieder verdammt warm. Schon beim Anziehen der Motorradklamotten waren wir schon wieder eingeölt. Wir sind dann nochmal nach Vilnius rein, mußten ja noch Alvida, Dietmars Frau abholen. Anschließend sind wir noch tanken gefahren und volkmar hat sich noch Pin’s für sein Pinlockvisier im einzigen Motorradladen von vilnius besorgt, und die hat er auch noch umsonst bekommen. Welch ein Zufall der Händler in Vilnius kannte ein Motorradhändler aus unserer Gegend. Nach einer ausgedehnten Rast, an einer Raststätte irgendwo zwischen Vilnius und Klaipeda (übrigens sehr schön aufgemacht und urgemütlich) ging es weiter in Richtung Klaipeda. Zwischendurch auf der Bahn, fummelt Volkmar an seinem Tankrucksack herum, er will die Kamera herausholen, ein Plastiktütchen macht sich selbstständig und fliegt davon. „Die Pinlocks haben sich verabschiedet!“ Pech! Tankstopp und Wasser fassen. Zwischendurch hatten wir schon einmal einen kräftigen Guss von oben aber dank der Litauischen Bauweise von quasi Autobahnen mit integrierter Bushaltestelle, sind wir nicht weiter nass geworden.Irgendwie sehen Chris und ich doch irgendwie gelangweilt aus. Ist aber nicht so wir warten nur auf den Moment wo Volkmar auf den Auslöser drückt, danach wieder völlige Entgleisung der Gesichtszüge.
Ankunft in Klaipeda und Weiterfahrt zum Hafen.Übersetzen mit der Fähre auf die kurische Nehrung einen schmalen Sandstreifen der der Küste vorgelagert ist.
Eigentlich wollten wir versuchen auf der kurische Nehrung bis zur russischen Grenze zu fahren, aber schon nach 6 km hinderte uns eine Mautstation erfolgreich an der Weiterfahrt. 1.) Wollten die unverschämt viel Geld dafür haben, 2.) War es schon recht spät und die 40km konnten wir uns sparen zumal wir auch noch keine Unterkunft hatten. Also wieder zurück und an einem Aussichtspunkt gehalten.Ein kleiner Auszug aus der beeindrucktenden Pflanzenwelt, die sich uns auf diesem kleinen Fleckchen Erde bot. Hier ist vor Jahrzehnten ein großer Teil der Kieferschonung abgebrannt, die Bäume sind so stehengeblieben und dienen als Mahnmahl vorsichtig mit dem Feuer umzugehen. Weiterfahrt ans andere frei zugängliche Ende der kurischen Nehrung.Blick auf den Hafen von Klaipeda. Alvida und Dietmar haben sich dann hier von uns verabschiedet und wir sind dann weiter gegen Norden. Etwas außerhalb von Klaipeda in nördlicher Richtung haben wir dann nach etwas Sucherei einen passenden Platz für die Nacht gefunden. Nicht weit von unserem Zeltplatz ein Restaurant mit Biergarten. Schön aufgemacht und sauber.Volkmar und ich sind dann relativ schnell von den kleinen Biergläsern (0,5 L) auf die etwas Größeren (1 L) gewechselt, mßten ja schließlich den Flüssigkeitsverlust des Tages kompensieren. Die Portionen waren auch nicht von schlechten Eltern und billig.Vorbereitung für die morgige Tagesetappe und Ausklang des Tages in gemütlicher Runde.